Andreas und Rosi Porr
Andreas und Rosi Porr

Zum 100. Mal jährt sich am 12.11.2011 der Geburtstag von Andreas Porr. Anlass für einen Rückblick auf ein bewegtes Leben im Sinne der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen: War Porr doch erster "Ortshann" der Siebenbürger Sachsen in Herten wie auch Initiator des Siebenbürger Hauses der Jugend.

1911 im siebenbürgischen Neustadt im Burzenland geboren, kam er nach den Wirren des 2. Weltkrieges zunächst nach Österreich und 10 Jahre später, 1953, durch die Bergbau-Aktion nach Herten-Langenbochum. Hier bezog er mit seiner Frau Rosi und den drei Söhnen Artur, Edgar und Reinhard ein Haus in der von der Hibernia-AG gebauten neuen Siebenbürger Siedlung.

Sie waren eine von 150 Familien mit etwa 640 Angehörigen, die aus 16 siebenbürgischen Gemeinden kamen und sich zunächst vielfach untereinander nicht kannten. Hauptanliegen war damals, diese Menschen zusammenwachsen zu lassen. Das gelang seinerzeit über die Organisation in 5 Nachbarschaften.

Jede dieser Nachbarschaften hatte eigene Vertreter, aus denen am 28. Februar 1954 Andreas Porr als erster Vorsitzender - sog. "Hann" - gewählt wurde. Bis heute besteht diese Gemeinschaft, aus der die spätere Kreisgruppe Herten der Siebenbürger Sachsen entstand. Die Aufgaben waren umfangreich. Zunächst war die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen, die umfangreichen Anträge an den Lastenausgleich waren zu stellen, Feste im Kaiserhof und Ausflüge wurden organisiert. Auch viele Kleinigkeiten waren zu planen, Gartengeräte mussten bestellt, die Nutzung musste organisiert werden. Nun begann auch ein vielseitiges siebenbürgisches Gemeinschaftsleben: Es wurden Frauengruppe, Chor, Tanzgruppe und zwei Kapellen (Erwachsenen- und Jugendkapelle) gegründet.

Bald entstand der Wunsch nach einem eigenen Gemeinschaftshaus für die vielen Veranstaltungen - bereits 1956 wurden daher erste Planungen zum Haus der Siebenbürger Jugend gemacht. Für Andreas Porr war dieses Haus ein Grundanliegen. Wichtig waren ihm neben dem Saal und den Probenräumen auch Bühne, Küche und Empore, wie er es von den Gemeinschaftshäusern in Siebenbürgen kannte. Gespräche mit der Hibernia AG bzgl. des Grundstückes sowie den zuständigen Stellen in Stadt/ Kreis und Land Nordrhein-Westfalen bzgl. der Genehmigungen und Mitteln der Finanzierung folgten. Dieses Unterfangen war derart umfangreich, dass Andreas Porr den Vorsitz der Hannschaft abgab und den Verein "Siebenbürger Haus der Jugend e.V." gründete, dessen erster Vorsitzender er wurde. Grundsteinlegung war 1962, feierliche Einweihung am 26.4.1964. Das Siebenbürger Haus selbst ist bis heute ein Juwel für die Siebenbürger Siedlung und Langenbochum. Auch er selbst gab Unterricht in diesem Haus: Da ihm die Jugend besonders am Herzen lag, gab er Kurse in vielen verschiedenen Fachrichtungen und begeisterte die Jugendlichen nachhaltig. Überzeugt war er, dass "jeder alles kann, man muss es nur wollen und ausprobieren".

Gute Kontakte zur Verwaltung hatte die Siebenbürger Gemeinschaft durch die Ratsmitgliedschaft von Andreas Porr. Seit seiner Wahl am 28.10.1956 war er über 10 Jahre für die CDU im Rat der Stadt Herten. Am 17.3.1957 ergriff Andreas Porr auch die Initiative zur Gründung des "Siedlerbundes Siebenbürgen", der heute größter Siedlerverein in Herten ist. Andreas Porr war bis zuletzt ein engagierter Siebenbürger. Seine Arbeit für die Gesellschaft und insbesondere die Siebenbürgische Gemeinschaft wurde durch viele Ehrungen anerkannt: Am 24.5.1994 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Andreas Porr verstarb am 26. November 2005.