Wir Siebenbürger in Luxemburg
Am 6. und 7. Juli 1963 nahm eine Abordnung unserer Landsleute aus der Bundesrepublik an den Internationalen Folkloristischen Festveranstaltungen der Stadt Luxemburg aus Anlaß der Tausendjahrfeier ihres Bestehens teil. Auch unsere Siebenbürger Blaskapelle Herten bereicherte die große Veranstaltung in der tausendjährigen Stadt - und wurde von vielen Mitgliedern unserer Kreisgruppe begleitet.
Durch die tief eingeschnittene stark bewaldete Hochfläche im Norden des Landes, vorbei an Getreidefeldern und Heuböcken längs der Straße waren wir in die südlich gelegene Hauptstadt gekommen. Blumen, Fahnen, Wappen und immer wiederkehrend die Jubiläumszahlen 963 — 1963 deuteten auf den Anlaß hin, der uns mit vielen hunderten Jugendlicher aus einem runden Dutzend Länder und Völker hier zusammenführte. Die Luxemburger empfingen uns mit so lebhafter Teilnahme und Herzlichkeit, dass wir uns wie zu Hause fühlten; zu Hause im wahrsten Sinne des Wortes, denn wir sprachen mit ihnen fast nur in unserer Mundart, was unseren luxemburgischen Freunden nach der ersten Verblüffung ob der Ähnlichkeit mit ihrem Letzeburgischen zunehmend Spaß machte.
Für den Sonnabendnachmittag war ein Platzkonzert der Hertener Trachtenkapelle angesetzt, und hier auf dem Place d'Armes traf man die ersten Bekannten. Man saß unter den großen Linden beim Aperitif oder Eiskaffee und ließ den anheimelnden Eindruck des geschlossenen Platzes auf sich wirken. Die Älteren unter uns glaubten eine Ähnlichkeit mit unseren heimatlichen Städten feststellen zu können. Die Luxemburger lernten uns hier bei unserem ersten „Auftritt" kennen. Die Blaskapelle aus Herten bot ein gutes Programm und wurde mit viel Beifall und herrlichen Rosen bedacht, womit die ,Ville des roses* sich zu ihrer charmanten Tradition bekannte.
Unsere siebenbürgische Gruppe kam um ihren zweiten Auftritt auf Wunsch der Gastgeber nicht herum; mit Blasmusik, Namensschild und Fahne marschierte sie, von spontanem Beifall begrüßt, auf. Die Blasmusik fügt das Ihrige hinzu.
Die Ausführungen des Luxemburgers ergänzt Dr. Georg Gunesch in sächsischer Mundart. In dieser macht er auch alle Ansagen und wird, zumindest von den Gastgebern, ohne weiteres verstanden und mit lebhaftem Beifall bedacht. Auch die Lieder, die unser gemischter Chor aus Frankfurt zwischen einigen Tänzen singt, sind Mundartlieder.
Es ist fast Mitternacht, als das Programm beendet ist, die Zuschauer sich zerstreuen und die Trachtengruppen bunt durcheinander über den Platz ziehen.
In Französisch und Deutsch begrüßte der stellvertretende Bürgermeister Emile Hamilius die Abordnungen der einzelnen Trachtengruppen und sprach die Hoffnung auf eine Wiederholung dieses Treffens in noch größerem Rahmen aus.
Als unser Sprecher wies Dr. Oskar Schuster auf die durch Herkunft und Sprache begründete geschichtliche Verbundenheit der Siebenbürger Sachsen mit Luxemburg und das beiderseits stets bekundete und gelebte Wollen hin, „ze bleiwe, wat mer sen". Und es war bestimmt mehr als eine - wenn auch charmante - Geste, als das amtierende Stadtoberhaupt sich daraufhin in letzeburgischer Sprache unmittelbar an unsere Vertreter wandte und die uns verbindenden Gemeinsamkeiten unterstrich.
Dazu gehörte zweifellos auch, daß mit einem vorzüglichen Riesling angestoßen wurde!
Der Höhepunkt der Veranstaltungen war der Trachtenfestzug - mit viel herzlichem Applaus und vielen Zurufe in ihrer (oder unserer?) Mundart!