Hertener Siebenbürger vor dem Altar der Bistritzer KircheFür 10 Tage zog es 21 Hertener Siebenbürger in das Land ihrer Vorfahren. Anlass der Reise war zunächst das 450-jährige Jubiläum der Bistritzer Stadtpfarrkirche, die zugleich auch die höchste Kirche Siebenbürgens ist. An diesem Tag wurde zugleich auch die Wiedereinweihung der Kirche gefeiert: Nach einem verheerenden Brand im Jahr 2008 hatte es niemand für möglich gehalten, dass diese Kirche wieder aufgebaut werden konnte. Nur durch zahlreiche Spenden von Siebenbürgern aus der ganzen Welt und durch umfangreiche Unterstützung der Bistritzer Bevölkerung und Stadtspitze war die Renovierung möglich geworden. So war es kein Wunder, dass weit mehr als Tausend Gäste aus Deutschland und Österreich zu diesem Termin nach Bistritz reisten, um das Großereignis mitzufeiern.
Die Hertener Siebenbürger wirkten mit in dem beeindruckenden Trachtenumzug nordsiebenbürgischer Trachtenträger, die Musiker gestalteten in einer gemeinsamen Siebenbürger Blaskapelle mit den Musikkollegen aus Traun mehrere Veranstaltungen vor großem Publikum und unter großem Beifall mit. Freie Zeiten wurden genutzt, um in die Dörfer zu fahren, aus denen die Teilnehmer dieser Reise stammen: Botsch, Deutsch-Zeppling und Mettersdorf. Auch hier gab es zahlreiche herzliche und unvergessliche Begegnungen.
Nach diesem Wochenende des Feierns und Zusammentreffens wurde eine Rundreise angeschlossen. Die Hertener Teilnehmer im Alter von 15 bis 80 Jahren sahen sich die Großstädte Schäßburg, Kronstadt, Hermannstadt und Klausenburg an. Auch zahlreiche kleinere Orte wurden besucht: In Deutsch-Weißkirch wirkt Prinz Charles über die Stiftung Mihai-Eminescu-Trust, mit deren Unterstützung die Häuser des Ortes geschützt werden. Die Törzburg, die später als Schloss Bran Dracula zugeschrieben wurde, wurde ebenfalls besichtigt. In Michelsberg gab es nach dem Besuch der Kirche und Einkehr in einem siebenbürgischen Hof ein spontanes Zusammentreffen mit der Schriftstellerin Karin Gündisch, die im letzten Jahr in Herten zu Besuch war. Ebenso spontan veranstaltete sie für die Hertener Siebenbürger eine Lesung, die Alt und Jung fesselte. Beeindruckend waren die Kirchenburgen von Tartlau und Heltau mit ihren kleinen Kammern für ganze Familien, die in früheren Zeiten Zuflucht geboten hatten. Von den 18.000 Kirchen des Landes konnten nur etwas mehr als 10 besichtigt werden, darunter evangelische, katholische und griechisch-orthodoxe Gotteshäuser. Ebenso war das Salzbergwerk in Thorenburg faszinierend, sind doch in dem Salzstock ein Freizeitpark und ein kleiner See zum Bootfahren untergebracht. Sämtliche Orte mit ihrem südlichen Flair haben heute eine große Anziehungskraft auf Touristen aus ganz Europa: Überall spielt Musik, überall genießen Gäste das Programm auf Bühnen und in den Straßen. Viel Kultur hat Siebenbürgen heute wie früher zu bieten – wenn auch die Zusammensetzung der Bevölkerung heute eine andere als früher ist: Die Deutsche Minderheit ist mittlerweile sehr dezimiert, dennoch sind deutsche Schulen und Universitäten in den größeren Städten heute noch anzutreffen. Ungarische Minderheiten sind stark vertreten in den Gegenden um Klausenburg und Neumarkt am Mieresch. Auch sie konnten sich ihre Schulen und Universitäten bis heute bewahren. Bepackt mit vielen Andenken, typischen Töpferwaren und vor allem Erinnerungen kam die Reisegruppe am Sonntag zurück nach Herten.