Obwohl Müiister/Westf. keine Kreisgruppe unserer Landsmannschaft besitzt, wurde • die „Siebenbürgisch-Westfälische Begegnung" am 23. 4. 1961 zu einem vollen Erfolg durch das Entgegenkommen des „Westfälischen Heimatbundes", insbesondere seines Hauptgeschäftsführers Dr. Hans Riepenhausen und seines rührigen Mitgliedes Oberstudienrat i. R. Dr. Humborg sowie der Stadt, des Bundes der Vertriebenen, der Volkshochschule u. a. Körperschaften Münsters, vor allem aber durch den aufopferungsvollen Einsatz des Prof. Priebisch.

Bei strahlendem Sonnenschein sammelte sich eine große Menge Münsteraner auf dem durch die Polizei hierzu abgesperrten Prinzipalmarkt, um dem Platzkonzert der Langenbochumer Trachtenkapelle vor dem historischen Rathaus zu lauschen. Zur „Begegnung" selbst erschienen über 300 geladene Gäste abends im festlich geschmückten Lindenhofsaal der Zoogaststätten, darunter Regierungsdirektor. Patschke als Vertreter des Arbeits- und Sozialministers Konrad Grundmann, Regierungspräsident i. R. Hackethal als Vertreter des Heimatgebietes Münster, Landeshauptmann Dr. Köchling, Oberstudienrat LR. Dr. Humborg als Vertreter des im Urlaub weilenden Oberbürgermeisters Dr. Peus und weitere hochgestellte Vertreter aller Behörden und Landsmannschaften.

Den Abend der Begegnung eröffnete die Blaskapelle der Herten-Langenbochumer Kreisgruppe mit einem Marsch, auf dessen Klänge die Trachtengruppen der Siebenbürger, Schlesier und Westfalen in den Saal einmarschierten, ein herzerquickendes, buntes Bild. Nach dem Festhymnus von R. Wagner, vorgetragen von der Blasmusik unter Leitung ihres tüchtigen Dirigenten Lochte, sang der gemischte Chor aus Langenbochum „Zuvor so laßt uns grüßen" von Werner Gneist unter der Stabführung seines unermüdlichen Chormeisters Hartig. Sodann sprach Landeshauptmann Dr. Köchling, der als Oberkreisdirektor des Vestes Recklinghausen wesentlichen Anteil an der Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen in Herten-Langenbochum gehabt hatte, herrliche Worte der Begrüßung - und wies auf die Leistungen unserer Landsleute in Vergangenheit und Gegenwart hin, worauf Regierungsdirektor Patschke die Grüße Minister Grundmanns überbrachte undim Rahmen des Gesamtproblems der Vertriebenen und Flüchtlinge die Rolle und Bedeutung der kleinsten Landsmannschaft der Siebenbürger erläuterte. Oberstudienrat i. R. Dr. Humborg, zugleich Vertreter der Vereinigung „Niederdeutsches Münster", hieß die Siebenbürger im Namen des Oberbürgermeisters der Stadt willkommen, während Prof. Priebisch als Beauftragter der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland für den herrlichen Empfang in der neuen Heimat und die Mithilfe bei der Veranstaltung dieses Abends der Begegnung dankte.

Nach den Ansprachen rollte in bunter Folge ein reiches Programm ab: Sächsische Lieder und Gedichte in sächsischer Mundart, Volkstänze der Trachtengruppen mit keuscher Verhaltenheit und farbenprächtigen Gruppierungen, Zwischenmusik der Münsteraner, gemeinsam gesungene Volkslieder und drei vollendet gebrachte Chöre des Münsterschen Männergesangvereins unter der temperamentvollen Leitung Dr. Allerups. Den Höhepunkt aber bildeten die beiden mundartlichen Reden Prof. Priebischs und  Wilm Böckenholts; während der erste mitreißend ausführte, daß die Siebenbürger nicht mit leeren Händen in die neue Heimat gekommen wären, sondern die in drangsalvollen 800 Jahren erworbenen Tugenden und Geisteskräfte mitbrächten, schilderte der zweite in witzigen Worten die Wesensart der „sturen" Westfalen, die oft drei Tage auf Antwort warten lassen, aber — so sagte er — halten, was der Rheinländer nur zu leicht verspricht.

Nach dem stehend und gemeinsam gesungenen Lied „Kein schöner Land" spielten die Langenbochumer bis Mitternacht unermüdlich zum Tanze auf. Jung und alt besiegelten die neugeschmiedete Freundschaft. Aus der geplanten Begegnung war herzliche Gemeinschaft geworden, deren Echtheit und Tiefe alle mit Genugtuung erfüllte und auch in der Zukunft ihre segensreichen Auswirkungen nicht verfehlen wird.