WAZ Herten. Nicht nur Benedikt Höwedes oder Christian Timm, die beide beim SC Langenbochum ihre Karriere begannen und nun in der Bundesliga kicken, lassen die Herzen der Bewohner höher schlagen. In Langenbochum werden jahrzehntelange Traditionen gepflegt.
Deutlich wird dies etwa im Siebenbürger Haus der Jugend am Hermannstädter Platz. Es wurde 1964 eingeweiht und bot seitdem jenen, die ihre Heimat in Rumänien zurückgelassen hatten, ein neues Zuhause. „Am Anfang war es sehr schwer“, erinnert sich Susanna Hartig, die Siebenbürgen 1978 als Spätaussiedlerin verließ. „Wir waren erst in Unna und sind dann nach Herten gekommen. Mir hat es damals sehr geholfen, dass es hier diese Gruppe und die Anlaufstelle gab. Ich kannte ja niemanden, wurde aber sofort herzlich aufgenommen.“
Siebenbürgen ist ein teils deutsch besiedeltes Gebiet, das – zuvor ungarisch – nach dem Zweiten Weltkrieg Teil Rumäniens wurde. Staatliche Diskriminierung und Repressionen führten dazu, dass viele der Siebenbürger Sachsen, wie die deutschen Siedler genannt werden, ins Ausland flohen. In den folgenden Jahrzehnten zogen viele der Familienmitglieder in die neue Heimat.
So entstand auch in Langenbochum die Gemeinschaft der Siebenbürger Siedler. „Am Anfang traf man sich dann in Wirtschaften und Gaststätten, um dort gemeinsam zu feiern, zu tanzen, Musik zu machen“, erzählt die Kreisvorsitzende Karin Roth. „Mit der Zeit war aber der Wunsch nach einem eigenen Haus so groß, dass alle finanziell was dazu gegeben und etliche Stunden mitgearbeitet haben.“
Heute ist das Siebenbürgerhaus ein Kulturzentrum, das längst nicht nur seinen Bauherren dient. Unzählige Feste und Veranstaltungen für den gesamten Stadtteil finden hier statt, Kinder und Jugendgruppe treffen sich in den Räumlichkeiten, die Frauenkulturtage und Ruhr 2010 fanden hier einen Veranstaltungsort. Und wer mag, kann in der liebevoll hergerichteten Heimatstube ein Stück Siebenbürger Lebensart kennenlernen, kann traditionelle Kleidung, Geschirr und Möbel bestaunen. „Wir sind stolz, dass hier nach wie vor viel passiert“, so Roth.