Zugriffe: 2670

Das Wichtigste, was die Landesregierung Nordrhein-Westfalen und die Siebenbürger Sachsen verabreden könnten, sei die seit 1957 bestehende Patenschaft mit Leben zu füllen. Dies erklärte seitens der Landesregierung der Staatssekretär für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien, Marc Jan Eumann, in seiner Festrede bei der Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen:

Ich freue mich, heute bei Ihnen in Gummersbach zu sein und richte Ihnen zunächst die Grüße der Frau Ministerpräsidentin aus. Sie kann leider nicht hier sein, umso wichtiger war es ihr, die Schirmherrschaft über Ihre Jubiläumsfeier zu übernehmen.

„Heimat ist ein Mensch!“ Das hat Erwin Wittstock einmal geschrieben, ein siebenbürgischer Schriftsteller, den viele von Ihnen noch kennen werden. Vielen dürfte zumindest sein Name ein Begriff sein. Heimat – ein Wort, dem viele Bedeutungen innewohnen: Traditionen, Sprache, Umgebung. Für einige unter Ihnen mag die Heimat noch immer Siebenbürgen sein, für viele, so hoffe ich, ist es zweifellos Nordrhein-Westfalen. Ist es verkürzt, zu sagen, Heimat ist ein Mensch? Vielleicht stimmen Sie mir zu, wenn ich sage: Heimat sind die Menschen, denen ich und die mir am Herzen liegen. Nordrhein-Westfalen liegen die Menschen, die hier ein Zuhause, eine Heimat gefunden haben, am Herzen. Und daher freut es uns, wenn Sie sagen: „Wir sind  daheim“ in Nordrhein-Westfalen.

60 Jahre Siebenbürger Sachsen in Nordrhein- Westfalen – im Namen der Ministerpräsidentin und des gesamten Landes Nordrhein-Westfalen möchte ich Ihnen zu diesem großartigen Jubiläum ganz herzlich gratulieren! Ihnen – aber auch uns. Denn für Nordrhein-Westfalen ist dieser Anlass ebenso ein Anlass zum Feiern wie für Sie:

Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen in Nordrhein-Westfalen ist eine Erfolgsgeschichte. Für Nordrhein-Westfalen ist es eine Geschichte gelungener Integration und bereichernder Vielfalt. Für Sie, das konnten wir den einleitenden Worten entnehmen, ist es die Geschichte einer neuen Heimat. „Wir sind daheim“, sagen Sie, daheim in Herten, Oberhausen, Setterich und im Oberbergischen Land, in Düsseldorf, Köln, Bonn und Bielefeld. Die Siebenbürger Sachsen haben, anders als andere deutschstämmige Volksgruppen, sich stets zur deutschen Kultur und Sprache bekannt, sie waren aber gleichzeitig auch offen gegenüber rumänischen und ungarischen Einflüssen. Aus diesen Eigenschaften heraus erscheint es selbstverständlich, dass sie auch in einer anderen Umgebung wie Nordrhein-Westfalen schnell heimisch werden konnten. Gleichzeitig waren die Siebenbürger Sachsen auch ein Gewinn für die Region, da sie als loyal und fleißig galten und den Willen mitbrachten, ein neues Land aufzubauen.

Die meisten der Siebenbürger Sachsen sind mit dem Wunsch nach Nordrhein-Westfalen gekommen, wieder arbeiten zu können und in Bewahrung ihrer Traditionen eine neue Heimat zu gewinnen. Nicht zuletzt durch ihre schwere Arbeit im Bergbau haben die Siebenbürger Sachsen gemeinsam mit anderen Aussiedlern, Einwanderern und Einheimischen zum erfolgreichen Aufbau des Landes Nordrhein-Westfalen beigetragen, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Viele von Ihnen engagieren sich in öffentlichen Ämtern, im Vereinsleben und im Kulturbereich. So ist beispielsweise der Heimattag der Siebenbürger Sachsen zu Pfingsten zu einem weitbekannten Kulturereignis geworden.

Mit Rumänien pflegt Deutschland und insbesondere Nordrhein-Westfalen seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen. So ist Nordrhein-Westfalen der wichtigste deutsche Handelspartner Rumäniens, aber auch wertvolle zwischenmenschliche Kontakte bestehen seit langem, vor allem über die Städtepartnerschaften: Die meisten Partnerschaften nordrheinwestfälischer Kommunen in Rumänien bestehen, das werden Sie sicherlich wissen, mit Siebenbürgen. Die älteste unter ihnen – und dabei handelt es sich um die älteste Städtepartnerschaft zwischen Rumänien und Deutschland überhaupt – ist die Partnerschaft zwischen Arnsberg und Karlsburg, das heute Alba Iulia heißt. Diese Landesregierung füllt jetzt und auch in Zukunft diese Patenschaft mit Leben. Das ist das Wichtigste, was wir miteinander verabreden können.